Da auf dieses Datum eine Reihe von Ereignissen fällt, die in der Geschichte Deutschlands Wendepunkte markierten, wird der 9. November auch als "Schicksalstag der Deutschen" bezeichnet.
1918: Novemberrevolution: Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft gegen 14 Uhr vom Reichstagsgebäude die "deutsche Republik" aus. Zwei Stunden später verkündet der Spartakist Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die "deutsche Räterepublik".
1923: Der Hitler-Ludendorff-Putsch vor der Feldherrnhalle in München an dem der Bayerische Ministerpräsident Gustav Ritter von Kahr beteiligt war. 1938: Pogromnacht: Im Deutschen Reich kommt es reichsweit zu organisierten Übergriffen gegen Juden und jüdische Einrichtungen und Synagogen.
1989: Verkündung des Falls der Berliner Mauer durch SED-Politbüromitglied Schabowski. 2001: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beschließt der Deutsche Bundestag das Anti-Terror-Gesetz.
2006: Drei Jahre nach der Grundsteinlegung für das Jüdische Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern wird Münchens neue Hauptsynagoge feierlich eröffnet.
Infolge des Kieler Matrosenaufstandes bildete sich am 5. November 1918, ähnlich wie in Hamburg, Lübeck und Cuxhaven ein Arbeiter- und Soldatenrat in Brunsbüttelkoog. Damit gehörte die Stadt zu den Orten, in denen die Novemberrevolution ihren Ausgang nahm.
Brunsbüttel: In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 überfielen Nazis den jüdischen Geschäftsmann Franz Samter und dessen Sohn Walter. Beide wurden in Schutzhaft genommen.
Am 6. April 1945 erreichte gegen 20 Uhr ein Zug mit über 2000 KZ-Häftlingen den Brunsbütteler Bahnhof. Die Wachmannschaft ließ die Waggons trotz katastrophaler hygienischer Zustände bis zum nächsten Morgen verschlossen stehen. In der Nacht tobten und schrien die Häftlinge vor Verzweiflung. Mindestens drei Menschen wurden von den Wachleuten erschossen. Erst gegen Mittag des 7. April 1945 wurde Verpflegung ausgegeben und die Waggons notdürftig gereinigt.
Lübberstedt-Bilohe: An der Bahnstrecke Bremen–Bremerhaven lag in Höhe des Bahnhofs Lübberstedt in einem Wald auf einer Fläche von 400 Hektar eine Lufthauptmunitionsanstalt, die unter der Tarnbezeichnung "Lw. 2/XI" geführt wurde. Seit dem 29. August 1944 bestand in Lübberstedt-Bilohe ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. 500 Frauen, zumeist ungarische Jüdinnen, die zuvor im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau für dieses Außenlager ausgewählt worden waren, mussten für die Munitionsanstalt arbeiten. Sie kamen in der Produktion von Seeminen, Fliegerstreubomben und Flakmunition zum Einsatz, die an einem Fließband gefüllt, zusammengesetzt und schließlich mit Hartgummi bereiften Wagen zu den 102 Bunkern transportiert wurden. Die Frauen mussten auch Fallschirme zum Abwerfen der Minen präparieren. Berichten Überlebender zufolge soll es im Außenlager Lübberstedt drei Lagerleiter gegeben haben. Der erste habe demnach Müller und der dritte Buchwald geheißen. Genauere Angaben können bislang nicht genannt werden. Mit der näher rückenden Front wurde das Außenlager Lübberstedt-Bilohe geräumt. Nachdem ca. 60 kranke Frauen mit Angehörigen (10 haben überlebt) bereits Anfang April 1945 nach Bergen-Belsen transportiert worden waren, verließen die übrigen Frauen mit einem Zugtransport am 20. April 1945 das Lager. Über Cuxhaven, wo etwa 50 Frauen mit einem Frachtschiff nach Brunsbüttel transportiert wurden, irrte der Zug durch Norddeutschland. Am 2. Mai, nachdem der Zug in Lübeck neu zusammengestellt worden war, geriet der Zug bei Eutin in Bombenangriffe der Alliierten. Bei der Explosion eines mit Munition beladenen Waggons wurden ca. 43 Frauen getötet. Auf der Weiterfahrt wurde der Zug am 3. Mai vor Plön bei Timmdorf erneut angegriffen. Auch hier starben ca. 16 Frauen. Die Überlebenden wurden am 3./4. Mai 1945 in Plön von britischen Truppen befreit und im UNRRA-Lager von Sierksdorf und Haffkrug untergebracht. Zeitraum 29. August 1944 – 20. April 1945 Anzahl der Häftlinge 500 Weibliche Gefangene Art der Arbeit Munitions- und Fallschirmproduktion Auftraggeber Luftwaffe (Aus dem online- Archiv Neuengamme bei Hamburg)
Autor der Grafik: Gerd
Am 30. Oktober bringt die neugestaltete DLZ auf der Brunsbüttel- Seite einen Bericht von Jens aus der Zeitschrift Dithmarschen mit der Überschrift:
Gegen das Vergessen.
Naziverbrechen seien nicht nur an fernen Orten begangen worden, sondern auch hier vor Ort, zitiert ihn Redakteurin Michaela Reh. Das ist allerdings sehr verkürzt. Ein Einzeltäter war nicht nur dort vor Ort in Brunsbüttel, sondern die ganze Erdkugel war für 12 Jahre ein Ort deutscher Verbrechen. Was war geschehen. Ein SS- Oberscharführer (vierter Dienstgrad von 18) bekam den Auftrag, nach der Räumung von Auschwitz die Spuren von 1600 Häftlingen zu beseitigen. Während die oberen Chargen sich aus dem Staub machten, leistet der Kamerad Kleemann aus Westdorf bei St. Michaelisdonn ganze Arbeit. Erst fuhren sie in Güterzügen nach Mittelbau-Dora ins Lager Wolfleben, dann weiter nach Norden und hielt unter anderem in Glückstadt und Brunsbüttel. Jens vermutet, weil Kleemann dort Frau und Kinder besuchte, der Transport hatte kein Ziel, drehte quasi frei (siehe oben). Ein Wachtmann berichtete von Szenen, die Redakteurin Reh nicht schreiben konnte. Etwas von Fäkalien im Essgeschirr. Sehr unpassend, um die Würde der Häftlinge in den Waggons wieder herzustellen. Hier muss die Medien und Historikerriege noch einiges an Empathie dazulernen. Täterberichte können nicht eins zu eins übernommen werden. Auch wenn es Informationsrelevante Aussagen sind. Aus der Sicht von Ururenkeln muss da schon mehr kommen, als nur Quellenstoff für Lowbudget Gruselfilme. Keiner kann von uns erwarten, dass wir das korrekt einordnen. Sonst spaziert morgen eine Antifaschistin nach St. Michel ein und fragt nach einem Kleemann, was nicht die schlimmste Form der Aufarbeitung der Geschichte wäre. Schlimmere sollten verhindert werden. Z. B. der Aufschrei: Schrecklich! Und der Nachsatz, ein Glück dass in unserer Demokratie nicht passieren kann.